Telematik Tarife: So zahlen wie man fährt
Mit dem eigenen Fahrstil die Prämie zur Kfz-Versicherung beeinflussen. In den USA ist dies mittlerweile gängige Praxis. Das Fahrverhalten wird über die Auswertung von Telematik-Daten ausgewertet und die Versicherungsprämie entsprechend angepasst. Auch in Deutschland würden sich viele Autofahrer über solche Telematik-Tarife freuen. Die Versicherer haben jedoch ihre Bedenken.
Rücksichtsvolle Fahrer von aggressiven unterscheiden
In den USA liegt der Marktanteil von Telematik-Tarifen derzeit bei 10 Prozent. Aufgrund der positiven Erfahrungen werden solche Angebote nun auch in Europa getestet. Derzeit gibt es einen Modellversuch in England und Irland des Versicherers AIG Europe mit Vodafone und Watson Towers. Dabei werden die Daten von Vodafone erfasst und über die eingebaute Box an einen Datenserver weitergeleitet. Von Towers Watson werden diese dann unter anderem bezüglich Geschwindigkeit, Bremsverhalten und Beschleunigung ausgewertet. Je nachdem wie risikoreich ein Autofahrer unterwegs ist, erhält er dann einen bestimmten Score. Dieser Wert fließt dann als weiteres Tarifmerkmal in die Prämienberechnung der Versicherer mit ein. Wer vorsichtig und sicher fährt, profitiert somit von einem günstigeren Beitrag.
Deutsche Versicherer haben Zweifel
In Deutschland wird frühestens Ende 2014 mit den ersten Telematik-Tarifen gerechnet.
Update: Die Sparkassen DirektVersicherung bietet mit S-Drive ab 15.11.13 den ersten Telematik Tarif Deutschlands an.
Aktueller Berichte zufolge führen derzeit drei Versicherer interne Tests mit verschiedenen Systemen durch. Allerdings sehen die Anbieter die Marktchancen der neuen Technik derzeit eher als gering an. Die in USA gemachten positiven Erfahrungen können nach Ansicht der Versicherer nicht ohne Weiteres auf Deutschland übertragen werden. Bei den aktuellen Tarifen sei das Risiko durch die verschiedenen Merkmale bereits sehr gut abgebildet. Deshalb sind die möglichen Verbesserungen durch die Telematik-Auswertung eher gering. Die führenden Anbieter Huk und Allianz sehen zudem nur wenig Spielraum für weitere Rabatte, weshalb sich die Vorteile für Autofahrer in Grenzen halten. Gleichzeitig seien mit der neuen Technik hohe Investitionskosten verbunden.
Allianz testet in Italien
Europas größter Versicherer Allianz nutzt die neue Technik derzeit in Italien, um Prämien differenzierter zu berechnen. Allerdings werden hierbei lediglich die gefahrenen Kilometer ausgewertet. Die Zahl der gefahrenen Kilometer ist in Italien im Gegensatz zu Deutschland kein Standard. Vor allem Autofahrer die nur wenige Kilometer im Jahr fahren nutzen die Box um bei der Versicherungsprämie zu sparen. Die Allianz betont deshalb, dass sich daraus keine Aussagen für den Gesamtmarkt treffen ließen.
Preisersparnisse bei Telematik-Tarifen begrenzt
Versicherer profitieren beim neuen System von niedrigeren Schadensquoten. Zudem haben die bisherigen Tests gezeigt, dass Kunden mit einem Telematik-Tarif wesentlich seltener ihren Anbieter wechseln. Für Versicherungsnehmer liegt der Vorteil vor allem in einer günstigeren Prämie. Allerdings sind die Einsparmöglichkeiten durchaus begrenzt. Dabei gilt, je mehr Kunden einen solchen Tarif abschließen, desto geringer fallen die Einsparungen aus. Zudem werden Autofahrer, die bei ihrem bisherigen Tarif bleiben mit höheren Beiträgen rechnen müssen.
Offene Fragen gibt es zudem noch, was den Datenschutz betrifft. Sowohl Behörden wie auch andere Unternehmen zeigen großes Interesse an den gesammelten Daten. Wie die Versicherungen genau damit verfahren ist bisher noch nicht geklärt. Auch in den USA gibt es diesbezüglich noch keine einheitlichen Regelungen. So könnte die geringe Ersparnis im Nachhinein teuer werden.
Sparen mit einem Tarifvergleich
Wer bei den Prämien seiner Autoversicherung sparen möchte kann dies auch jetzt schon tun. Durch einen Versicherungsvergleich lassen sich unter Umstände mehrere Tausend Euro pro Jahr einsparen. Dies geht aus der neuesten Untersuchung von 150 Tarifen durch die Stiftung Warentest hervor. Mit unserem kostenlosen Online-Vergleich lassen sich aktuelle Angebote in wenigen Minuten übersichtlich miteinander vergleichen. Die meisten Autofahrer haben noch bis zum 30. November die Möglichkeit ihren Anbieter zu wechseln.